Darum ist es wichtig über Hodenkrebs zu sprechen:
Hodenkrebs ist eine relativ seltene, aber bedeutende Krebsart, die vor allem junge Männer betrifft.

Es ist wichtig über das Thema zu sprechen, um Stigmatisierung zu reduzieren: Offenheit über Hodenkrebs kann das Bewusstsein erhöhen und dazu beitragen, das Stigma rund um Männergesundheit und Krebs zu verringern. Hinzu kommt, dass Aufklärung zu dem Thema, also Bildung und Information Männer ermutigen können, bei Anzeichen oder Symptomen frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen. Denn Früherkennung ist bei dieser Krebsart besonders wichtig. Früh erkannt ist Hodenkrebs sehr gut behandelbar. Regelmäßige Selbstuntersuchungen und Aufmerksamkeit für Symptome können die Prognose erheblich verbessern.
Medizinische Einteilung
Hodenkrebs wird in zwei Haupttypen unterteilt:
- Seminome: Diese machen etwa 50% der Fälle aus und treten meist bei Männern zwischen 25 und 45 Jahren auf. Es sind bösartige Keimzelltumore des Hodens. Sie entwickeln sich aus unreifen Keimzellen, die normalerweise für die Produktion von Spermien verantwortlich sind.
- Nichtseminome: Diese Gruppe umfasst mehrere Subtypen, die dazu tendieren aggressiver zu sein als Seminome:
- Embryonale Karzinome entwickeln sich aus embryonalen Zellen, die während der Embryonalentwicklung im Hoden vorhanden sind. Diese Zellen können bösartige Veränderungen erfahren und zu aggressiven Tumoren werden. Embryonale Karzinome sind im Vergleich zu Seminomen seltener, machen aber einen signifikanten Teil der Nichtseminome aus.
- Chorionkarzinome sind sehr selten beim Mann und treten meist zwischen dem 10. und 20. Lebensjahr auf. Es werden im grunde Zellen der Plazenta nachgeahmt. Diese Krebsart kann auch außerhalb des Hodens vorkommen und wird durch einen erhöhten hCG-Spiegel diagnostiziert. hCG ist das humane Choriongonadotropin, ein Hormon, das normalerweise während der Schwangerschaft produziert wird. Es verursacht in 10% der Krebsfälle Gynäkomastie (Vergrößerung der männlichen Brustdrüsen). Diese Krebsart metastasiert leider frühzeitig über die Blutbahn.
- Dottersacktumore sind auch bekannt als endodermale Sinustumore. Sie treten überwiegend bei Kindern und jungen Erwachsenen auf und ahmen die Dottersackstrukturen des Embryos nach. Der Dottersacktumor ist der häufigste Keimzelltumor bei Kleinkindern und wird häufig im Hoden oder Eierstock gefunden, kann aber auch außerhalb dieser Organe vorkommen. Dottersacktumore sind durch eine Erhöhung des AFP-Spiegels (Alpha-Fetoprotein, ein Protein, das normalerweise von der Leber und dem Dottersack des Fötus produziert wird) diagnostizierbar. Diese Tumore wachsen schnell und metastasieren frühzeitig, hauptsächlich über die Lymphbahnen. Innerhalb der Hodenkrebsarten sind Dottersacktumore bei Kindern häufig, aber bei Erwachsenen relativ selten, oft in Kombination mit anderen Keimzelltumoren auftretend.
- Teratome sind Keimzelltumore, die Gewebe oder Organe enthalten, die von allen drei primären Zelltypen (Ektoderm, Mesoderm und Endoderm) abstammen und somit verschiedene Gewebearten wie Haut, Haare und Zähne umfassen können. Teratome sind im Vergleich zu anderen Krebsarten selten. Sie treten auch in anderen Körperregionen auf. Sie können sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten. Teratome bei Erwachsenen sind oft Teil eines Mischbildes mit anderen Nichtseminomen wie embryonalen Karzinomen, Chorionkarzinomen und Dottersacktumoren. Während reife Teratome in der Regel gutartig sind, sind unreife Teratome bösartig und haben ein höheres Risiko, sich zu metastasieren.
Risiko und Ursachen
- Alter: Am häufigsten bei Männern zwischen 15 und 35 Jahren.
- Familiäre Vorbelastung: Ein erhöhtes Risiko besteht, wenn nahe Verwandte (Vater oder Bruder) Hodenkrebs hatten.
- Hodenhochstand (Kryptorchismus): Männer mit einem unvollständig abgestiegenen Hoden haben ein höheres Risiko.
- Rasse: Weiße Männer haben ein höheres Risiko als Männer anderer ethnischer Gruppen.
Diagnose
- Manuelle Untersuchung: Eine Tastuntersuchung des Hodens kann verdächtige Knoten oder Verhärtungen aufdecken. Das kann auch jeder zu Hause machen: Einfach den Hoden zwischen Daumen und Zeigefinger rollen und auf Veränderungen wie Knoten, Schwellungen oder Verhärtungen achten.
- Ultraschall: Eine Ultraschalluntersuchung des Hodens kann helfen, den Tumor sichtbar zu machen.
- Bluttests: Bestimmte Tumormarker (z.B. AFP, hCG, LDH) können im Blut erhöht sein.
- Biopsie: In der Regel wird eine Gewebeprobe entnommen, um den Krebs zu bestätigen und zu klassifizieren.
Behandlung
- Chirurgie: Orchiektomie (Entfernung des betroffenen Hodens) ist die primäre Behandlung.
- Strahlentherapie: Besonders wirksam bei Seminomen.
- Chemotherapie: Wird häufig bei Nichtseminomen oder fortgeschrittenen Stadien eingesetzt.
- Überwachung: In einigen Fällen kann ein „Watch-and-Wait“-Ansatz gewählt werden, insbesondere nach der Operation, wenn der Krebs im Frühstadium erkannt wurde.
Neuere Forschung
- Genetische Studien: Forschungen zur genetischen Prädisposition für Hodenkrebs sind im Gange.
- Immuntherapie: Neue Ansätze zur Nutzung des Immunsystems zur Bekämpfung von Krebszellen.
- Molekulare Biomarker: Identifikation von Biomarkern zur besseren Prognose und zur Überwachung des Behandlungserfolgs.
Sonstiges Wissenswertes
- Prognose: Die Heilungschancen bei frühzeitig erkanntem Hodenkrebs sind sehr hoch, oft über 95%.
- Fruchtbarkeit: Behandlungen können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, weshalb Männer vor der Therapie eine Samenbank in Betracht ziehen sollten.
- Psychologische Unterstützung: Die Diagnose kann eine erhebliche emotionale Belastung darstellen. Unterstützung durch Beratung und Selbsthilfegruppen ist oft hilfreich.
Hodenkrebs ist eine ernsthafte Erkrankung, aber dank moderner Diagnose- und Behandlungsmethoden sind die Aussichten für die meisten Betroffenen sehr gut. Es ist entscheidend, das Bewusstsein und die Offenheit rund um dieses Thema zu erhöhen, um eine frühzeitige Erkennung und Behandlung zu ermöglichen.