Leukämie

Darum ist es wichtig über Leukämie zu sprechen:

Leukämien sind seltene Formen von Krebs, die das blutbildende System betreffen und nur einen kleinen Prozentsatz aller Krebserkrankungen ausmachen. Dennoch ist ihre Bedeutung nicht zu unterschätzen, da sie sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen können und oft schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Die Seltenheit dieser Erkrankungen kann zu Herausforderungen bei der Diagnose und Behandlung führen, da weniger klinische Erfahrungen und spezifische Forschungsergebnisse vorliegen. Trotz ihrer geringen Häufigkeit ist es wichtig, über Leukämien zu sprechen und aufzuklären, um das Bewusstsein zu schärfen, frühzeitige Diagnosen zu fördern und die dringend benötigte Unterstützung für betroffene Patienten und ihre Familien zu gewährleisten. Die Förderung von Forschung und Entwicklung neuer Therapien bleibt ebenfalls entscheidend, um die Heilungschancen und Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Altersspezifische Erkrankungsraten nach Geschlecht, ICD-10 C91-C95, Deutschland 2017 – 2018, je 100.000 Zentrum für Krebsregisterdaten

Das Erkrankungsrisiko variiert mit dem Alter und Geschlecht, wobei es bei Männern höher ist als bei Frauen. Kinder unter 15 Jahren erkranken häufiger, als Kinder über 15 Jahre. mit dem Alter nimmt das Risiko einer Leukämie-Erkrankung dann wieder zu.

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland etwa 13.570 Leukämiefälle diagnostiziert, wobei 36 Prozent der Fälle chronische lymphatische Leukämie (CLL) waren.

Leukämien werden in vier Haupttypen unterteilt, basierend auf der Geschwindigkeit des Fortschreitens der Krankheit (akut oder chronisch) und der Art der betroffenen Zellen (myeloisch oder lymphatisch). Myeloische Leukämien betreffen Zellen, die normalerweise zu verschiedenen Typen von weißen Blutkörperchen, roten Blutkörperchen und Blutplättchen heranreifen, während lymphatische Leukämien Zellen betreffen, die sich zu Lymphozyten, einer speziellen Art von weißen Blutkörperchen, entwickeln.

  1. Akute lymphatische Leukämie (ALL) ist eine schnell fortschreitende Form der Leukämie, die aus unreifen Lymphozyten (eine Art weißer Blutkörperchen) entsteht. Diese Form ist die häufigste Leukämie bei Kindern, kann aber auch Erwachsene betreffen.
  2. Akute myeloische Leukämie (AML) ist ebenfalls eine schnell fortschreitende Leukämie, die aus unreifen myeloischen Zellen entsteht, die normalerweise zu verschiedenen Typen von weißen Blutkörperchen, roten Blutkörperchen und Blutplättchen heranreifen. AML tritt häufiger bei Erwachsenen auf, kann aber auch bei Kindern auftreten.
  3. Chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist eine langsam fortschreitende Form der Leukämie, die aus reiferen, aber abnormalen Lymphozyten entsteht. Diese Form der Leukämie tritt fast ausschließlich bei Erwachsenen auf und ist die häufigste Form der chronischen Leukämie.
  4. Chronische myeloische Leukämie (CML) ist eine langsam fortschreitende Leukämie, die aus reiferen, aber abnormalen myeloischen Zellen entsteht. CML tritt überwiegend bei Erwachsenen auf.

Diese Klassifikationen helfen Ärzten, geeignete Behandlungspläne zu entwickeln und die Prognose für Patienten besser zu verstehen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen für Leukämie sind oft unbekannt, jedoch gibt es verschiedene bekannte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit, an Leukämie zu erkranken, erhöhen können:

  1. Genetische Faktoren: Bestimmte genetische Störungen, wie das Down-Syndrom, erhöhen das Risiko, an Leukämie zu erkranken. Auch eine familiäre Vorgeschichte von Leukämie kann das Risiko erhöhen.
  2. Strahlenexposition: Hohe Dosen ionisierender Strahlung, wie sie bei Atomunfällen oder bestimmten medizinischen Behandlungen auftreten, sind mit einem erhöhten Leukämierisiko verbunden.
  3. Chemische Exposition: Der Kontakt mit bestimmten Chemikalien wie Benzol, das in der chemischen Industrie und im Zigarettenrauch vorkommt, kann das Risiko erhöhen.
  4. Frühere Krebsbehandlungen: Patienten, die wegen einer anderen Krebserkrankung mit Chemotherapie oder Strahlentherapie behandelt wurden, haben ein erhöhtes Risiko, später an Leukämie zu erkranken.
  5. Rauchen: Rauchen ist ein Risikofaktor für mehrere Arten von Leukämie, insbesondere für die akute myeloische Leukämie (AML).
  6. Schwaches Immunsystem: Ein geschwächtes Immunsystem, sei es durch eine Erkrankung oder durch Medikamente, kann das Risiko für Leukämie erhöhen.
  7. Virusinfektionen: Einige Virusinfektionen, wie das Epstein-Barr-Virus oder das humane T-Zell-Leukämie-Virus (HTLV-1), können mit bestimmten Formen von Leukämie in Verbindung gebracht werden.

Während diese Faktoren das Risiko erhöhen können, bedeutet ihre Anwesenheit nicht zwangsläufig, dass eine Person Leukämie entwickeln wird. Viele Menschen mit einem oder mehreren dieser Risikofaktoren erkranken nicht an Leukämie, während andere ohne bekannte Risikofaktoren die Krankheit entwickeln. Leider sind viele der Risikofaktoren für Leukämien unvermeidbar, was die Prävention schwierig macht.

Symptome

Die Symptome von Leukämien können je nach Art und Stadium der Erkrankung variieren, aber es gibt einige häufige Anzeichen, auf die man achten sollte. Ein allgemeines Gefühl von Erschöpfung und Schwäche, das nicht durch Ruhe oder Schlaf verbessert wird, ist oft eines der ersten Symptome. Wiederkehrendes Fieber und starkes Schwitzen in der Nacht sind ebenfalls typische Beschwerden. Da Leukämie das Immunsystem schwächt, treten häufige und wiederkehrende Infektionen auf. Unbeabsichtigter Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit sind weitere Warnsignale.

Leukämie kann auch zu leichten Blutergüssen, häufigem Nasenbluten, Zahnfleischbluten oder kleinen roten Punkten auf der Haut (Petechien) führen. Schmerzen in Knochen und Gelenken, verursacht durch die Ansammlung von abnormalen Zellen, sind ebenfalls möglich. Geschwollene Lymphknoten, insbesondere im Hals, in den Achselhöhlen oder in der Leiste, können ein weiteres Anzeichen sein. Blasse Haut, bedingt durch eine Verringerung der roten Blutkörperchen (Anämie), und Kurzatmigkeit oder Atembeschwerden, besonders bei körperlicher Anstrengung, sind ebenfalls häufige Symptome. Schmerzen oder Schwellungen im oberen Bauchbereich können auf eine vergrößerte Milz oder Leber hinweisen.

Diese Symptome können auch bei anderen, weniger schwerwiegenden Krankheiten auftreten. Daher ist es wichtig, bei anhaltenden oder ungewöhnlichen Symptomen einen Arzt aufzusuchen, um eine genaue Diagnose zu erhalten. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Leukämie kann die Prognose erheblich verbessern.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose von Leukämie beginnt oft mit einer gründlichen körperlichen Untersuchung und der Anamnese der Symptome. Zu den diagnostischen Tests gehören Blutuntersuchungen, um die Anzahl und Art der weißen Blutkörperchen zu bestimmen. Eine Knochenmarkbiopsie kann durchgeführt werden, um abnormale Zellen zu identifizieren und den Grad der Erkrankung zu bestimmen. Bildgebende Verfahren wie CT-Scans oder Ultraschall können verwendet werden, um nach Vergrößerungen von Milz oder Leber zu suchen.

Die Behandlung von Leukämie hängt von der Art der Leukämie, dem Alter und der allgemeinen Gesundheit des Patienten sowie dem Stadium der Erkrankung ab. Zu den häufigen Behandlungsoptionen gehören:

  1. Chemotherapie: Einsatz von Medikamenten, die Krebszellen abtöten oder ihr Wachstum verlangsamen.
  2. Strahlentherapie: Einsatz von hochenergetischen Strahlen zur Zerstörung von Krebszellen oder zur Vorbereitung des Körpers auf eine Knochenmarktransplantation.
  3. Stammzelltransplantation: Transplantation von gesunden Stammzellen zur Erneuerung des Knochenmarks nach hochdosierter Chemotherapie oder Bestrahlung. Wenn du noch kein Stammzellspender bist, dann kannst du dich hier bei der DKMS dafür registrieren.
  4. Zielgerichtete Therapien: Medikamente, die spezifisch auf abnormale Moleküle oder Signalwege in Krebszellen abzielen.
  5. Immuntherapie: Verwendung von Medikamenten oder anderen Substanzen, um das Immunsystem des Körpers zu stärken oder direkt gegen Krebszellen vorzugehen.

Die Wahl der Behandlung hängt von vielen Faktoren ab und wird oft von einem multidisziplinären Team von Ärzten bestimmt, einschließlich Onkologen, Hämatologen und anderen Spezialisten. Die Nachsorge und regelmäßige Überwachung sind entscheidend, um den Verlauf der Erkrankung zu überwachen und Rückfälle frühzeitig zu erkennen.

Wissenswertes

Wie häufig ist Leukämie?

Leukämien machen etwa 3-4 % aller Krebsarten aus und sind damit eine der häufigsten Krebsarten bei Kindern. 2020 gab es beispielsweise 5 640 Frauen und 7 920 Männer in Deutschland, die an Leukämien erkrankt sind.

Warum wird nach Milz und Leber geschaut?

Eine vergrößerte Milz (Splenomegalie) und eine vergrößerte Leber (Hepatomegalie) können bei verschiedenen Arten von Leukämie auftreten aus mehreren Gründen:

  1. Ansammlung von Leukämiezellen: In fortgeschrittenen Stadien der Leukämie können sich abnormale weiße Blutkörperchen (Leukämiezellen) in der Milz und der Leber ansammeln, was zu ihrer Vergrößerung führt.
  2. Reaktion des Immunsystems: Die Milz ist ein Organ des Immunsystems, das dazu neigt, sich bei Infektionen oder anderen Erkrankungen zu vergrößern. Leukämiezellen können das Immunsystem schwächen, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen führt und die Milz vergrößern kann.
  3. Blutbildende Funktion: Sowohl die Milz als auch die Leber spielen eine Rolle bei der Produktion und dem Abbau von Blutzellen. Wenn das Knochenmark durch Leukämiezellen beeinträchtigt ist, kann es zu einem erhöhten Bedarf an Blutbildungsaktivitäten in diesen Organen kommen, was zu ihrer Vergrößerung führen kann.
  4. Rückstau: In einigen Fällen kann eine Vergrößerung der Milz oder Leber durch einen Rückstau von Blut in diese Organe verursacht werden, wenn die Leukämiezellen den normalen Blutfluss behindern.

Die Vergrößerung von Milz und Leber ist ein häufiges Symptom bei Patienten mit fortgeschrittener Leukämie und wird oft während der körperlichen Untersuchung oder durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall festgestellt. Sie kann auch zu Beschwerden im Oberbauch führen, wie ein Gefühl der Fülle oder leichte Schmerzen.

Ist eine Knochenmarktransplantation eine Stammzelltransplantation?

Ja. Eine Stammzelltransplantation ist dasselbe wie eine Knochenmarktransplantation. Die DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) ist eine Organisation, die sich darauf spezialisiert hat, potenzielle Spender für Knochenmark- oder Stammzelltransplantationen zu registrieren. Bei einer Stammzelltransplantation werden gesunde Stammzellen von einem Spender (gewöhnlich ein nicht verwandter Spender) entnommen und einem Patienten mit Leukämie oder einer anderen blutbildenden Erkrankung übertragen. Diese Transplantation ermöglicht es, das geschädigte oder zerstörte Knochenmark des Patienten zu ersetzen, was bei der Behandlung der Krankheit hilft.

Was sind die Unterschiede zwischen Leukämien und Lymphomen?

Um Leukämie von Lymphomen abzugrenzen, ist es wichtig, ihre grundlegenden Unterschiede zu verstehen:

Ursprung und Ort des Auftretens:

  • Leukämie: Leukämie ist eine Krebserkrankung des blutbildenden Systems, bei der unreife Blutzellen (vor allem weiße Blutkörperchen) im Knochenmark und gelegentlich im Blutkreislauf abnorm wachsen und sich vermehren.
  • Lymphome: Diese Krebsarten (wie z.B. Non-Hodgkin-Lymphome oder Hodgkin-Lymphome) entstehen aus Lymphgewebe, insbesondere aus Lymphozyten (einer Art weißer Blutkörperchen), die normalerweise im Lymphsystem vorkommen und sich dort ausbreiten.

Verbreitung und Symptome

  • Leukämie: Die Ausbreitung erfolgt über das Blut und das Knochenmark, was zu Symptomen wie Anämie, erhöhten Infektionen und Blutungsneigung führen kann. Typische Symptome sind Müdigkeit, Blässe, Fieber und leichtes Bluten.
  • Lymphome: Diese Krebsarten betreffen normalerweise die Lymphknoten, Milz und andere Lymphgewebe, was zu Symptomen wie geschwollenen Lymphknoten, Gewichtsverlust, Fieber, Nachtschweiß und Juckreiz führen kann.

Diagnose und Behandlung

  • Leukämie: Die Diagnose erfolgt oft durch Blutuntersuchungen und Knochenmarkbiopsie, gefolgt von Chemotherapie, Strahlentherapie, Stammzelltransplantation oder gezielten Therapien, je nach Art und Stadium.
  • Lymphome: Die Diagnose erfolgt durch Gewebebiopsie der betroffenen Lymphknoten oder anderer betroffener Gewebe, gefolgt von Chemotherapie, Immuntherapie, Strahlentherapie oder in einigen Fällen eine Kombination dieser Therapien.

Prognose und Langzeitüberleben

  • Leukämie: Die Prognose hängt von der Art der Leukämie, dem Stadium der Erkrankung, dem Alter und der allgemeinen Gesundheit des Patienten ab. Fortschritte in der Behandlung haben die Überlebensraten in den letzten Jahren verbessert.
  • Lymphome: Auch hier variiert die Prognose je nach Typ und Stadium der Erkrankung, aber viele Formen von Lymphomen sind oft heilbar oder können langfristig kontrolliert werden, insbesondere mit neuen Therapien wie Immuntherapien.

Zusammenfassung

Leukämie ist eine Krebserkrankung, bei der unreife Blutzellen, insbesondere weiße Blutkörperchen, im Knochenmark abnorm wachsen und sich vermehren. Diese abnormen Zellen können sich auch im Blutkreislauf ausbreiten. Typische Symptome von Leukämie sind Anämie, erhöhte Infektionsanfälligkeit, Blutungsneigung, Müdigkeit und Blässe. Die Diagnose erfolgt häufig durch Blutuntersuchungen und Knochenmarkbiopsie. Die Behandlung umfasst Chemotherapie, Strahlentherapie, Stammzelltransplantation und gezielte Therapien, abhängig von der Art und dem Stadium der Erkrankung.

Lymphome hingegen sind Krebserkrankungen des lymphatischen Systems, die aus Lymphgewebe wie Lymphknoten, Milz und anderen lymphatischen Geweben entstehen. Sie betreffen vor allem Lymphozyten, eine Art weißer Blutkörperchen. Typische Symptome von Lymphomen sind geschwollene Lymphknoten, Gewichtsverlust, Fieber, Nachtschweiß und Juckreiz. Die Diagnose erfolgt durch Gewebebiopsie der betroffenen Lymphknoten oder anderer betroffener Gewebe. Die Behandlung von Lymphomen umfasst Chemotherapie, Immuntherapie, Strahlentherapie und in einigen Fällen eine Kombination dieser Therapien, abhängig vom Typ und Stadium der Erkrankung.


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